top

Manchmal gehen wir zum Bücherregal, ziehen das allererste CURVES heraus und beginnen zu blättern. Langsam kehren dann die Erinnerungen zurück, an die Zeit, als CURVES noch eine Idee war: Alpen-Bergpässe. Und soulful driving. Nach ein paar Minuten am Bücherregal stehend, wandern wir langsam zum Sessel, schauen dabei kein einziges Mal auf und sind sowieso ganz versunken. In Südfrankreich, in die Seealpen. Irgendwann angeln wir uns vollgesogen mit guten Erinnerungen die Pyrenäen-Ausgabe. Kalifornien. Oder Schottland. So lange, bis wir uns an die Stiefel draußen im Flur erinnern, in denen noch Nordseesand grieselt, an die kleine Visitenkarten-Sammlung dänischer Restaurants oder an Muschelschalen von der Ostsee. Das neue CURVES, das Sie nun vor sich haben, ist für uns ebenfalls bereits Erinnerung. Sanft und zärtlich bei all den anderen großartigen, wilden, unfassbaren Erinnerungen abgelegt, die wir in den letzten Jahren CURVES sammeln konnten. Für unsere Leser und Fans aber ist dieses CURVES ganz neu. Frisch. Und manchmal vielleicht ein kleiner, süßer Schock. Wie jedes Mal fragen wir uns: Ist das denn noch CURVES? Zwischen Süd- und Norddänemark gibt es tatsächlich nicht so viele Kurven … Ist das noch soulful driving? Mit der Fähre über das Wasser? – Für den Fall, dass Sie nicht längst schon auf den Seiten dieser CURVES-Ausgabe hängen geblieben sind, bieten wir eine Erklärung an, die uns mit jedem Kilometer entlang der Küsten Deutschlands und Dänemarks immer logischer geworden ist: CURVES wird aus Fernweh gemacht, diese bittersüße Substanz ist sogar das Hauptgericht unserer Speisekarte. Fernweh treibt uns in die Berge, Fernweh treibt uns um den Globus, und unser Fernweh wurde zu einer Vision von dieser langen Fahrt mit „dem Meer in der linken Seitenscheibe“. Angerichtet wird dieses Fernweh mit einer Neugierde, die immer wissen will, was hinter der nächsten Kurve oder am Ende der Landschaft noch so kommt. Gott sei Dank ist die Welt keine Scheibe, sondern eine Kugel – die somit ebenfalls als Kurve angesehen werden kann, mit etwas über 40.000 Kilometern Länge sogar eine ziemlich ansehnliche. 40.000 Kilometer Stoff für CURVES.

  • Natürlich ist auch dieses CURVES ganz traditionsbewusst bei sich geblieben, aber die vielen Kilometer haben ein wenig abgefärbt. Es ist etwas mit uns passiert. Zum Beispiel, dass wir es mittlerweile durchaus ertragen, lange Zeit geradeaus zu fahren. Dieser Schalter wurde irgendwo zwischen Badwater und Yosemite umgelegt, seitdem müssen es nicht immer nur Serpentinen sein. Eine erstaunliche, aber recht angenehme Einsicht, die wir die „Fahrt ins Zen“ nennen. Man muss aufrichtig zu sich selbst sein, um Geraden mit Anstand fahren zu können. Zeitreisetauglich. Drei Herzschläge pro Minute, Pottwal-Transformation. Schweigsam. Einatmen/ausatmen. Wenn die Adrenalinspiegel sinken, steigt die gesamte Balance. Deshalb: kein Problem mit Dänemark. Veränderung Nummer zwei hat beinahe obelixeske Züge und ist deshalb ganz leicht zu erklären: Wir sind alle zusammen in einen Topf gefallen. Beziehungsweise in viele Töpfe. Irgendwann in Südtirol haben wir begonnen, gern zu essen, und inzwischen ist es zu unserer Leidenschaft geworden. Vielleicht, weil gutes Essen auch so eine Art CURVES ist: emotionales Reisen durch Landschaften, Menschen kennenlernen, heiß und kalt sein. Auf einem Löffel der Sommer, auf der Gabel das Meer und beim Fingerablecken ein Gefühl haben, wie mit Scheiben offen durch den Wald fahren. Gefällt uns gut, und wir hoffen, dass Ihnen das ebenso geht. Wie immer nach dem Essen oder beim Stehen und Blättern in Erinnerungen am Bücherregal möchte man Danke sagen. Dem Koch. Den Reisebegleitern. All den wunderbaren Leuten, die einen Moment lang CURVES waren. Und die es gleich sein werden – wenn sie ganz vorn aufschlagen. Erste Seite. CURVES Norddeutschland/Dänemark. Ein paar Kilometer hinter der holländischen Grenze an der Emsmündung.

    Hey, irgendwo muss man eben anfangen.